Sie haben dieses Bonmot vielleicht schon gehört: „Nicht zitieren, selber denken!“ Das ist, ähem, räusper… ein Zitat. Man kann sich ja mit Kalenderblättern und Zitatensammlungen eindecken, um auf die Art gehabten Wissenserwerb zu simulieren. Oder man liest Werke und hat manchmal gute Gründe, ein Zitat herauszuheben.
Ich hab in der Glosse „Wie geht Kultur?“ aus Micky Maus-Heften zitiert. Kontext! Und eine Referenz an „Schmutz und Schund“, also an einen wichtigen Bereich der Popularkultur. Es gibt auch ganz andere Anlässe. Manchmal haut mich eine Textpassage einfach um und ich warte schon dringend, sie irgendwo zitieren zu können.
Das mache ich jetzt. Musiker Oliver Mally, neben mir der zweite Origami Ninja, hat mir kürzlich ein Buch geschickt: „Die Straße“ von Cormac McCarthy. Darin finden sich etliche sehr heftige Stellen. Eine davon lautet: „Die hundert Nächte, in denen sie wach geblieben waren und mit der Ernsthaftigkeit von Philosophen, die an eine Irrenhauswand gekettet waren, das Für und Wider der Selbstvernichtung erörtert hatten.“
Ich halte mich für einen versierten Autor, aber da hab ich dann Pause, um darüber nachzudenken, in welcher Liga ich spiele. In der nicht. Nein, das ist kein Problem. Im Gegenteil! Als Lesender habe ich große Freude an Büchern auf einem Level, das ich selber als Autor nicht erreichen kann.
Das bedeutet auch, in all diesen Dingen bin ich mit der Kunst befaßt und nicht mit meinen Grenzen. Ich hab aus einer sehr anregenden Zusammenarbeit mit dem serbischen Künstler Selman Trtovac folgenden Satz behalten, der eines seiner Projekte kennzeichnete: „Mi volimo i umetnost drugih“ („Wir lieben auch die Kunst von anderen“). Das lohnt, darüber nachzudenken…
Kulturarbeiter - Theatermacher - übüKULTUR Hackler
Vater Übü, alias Franz Blauensteiner Artdirektor und Theatermacher "Scheitern gehört zum Programm."
Vom analogen Bühnenstück zum Low Budget Wild Style Movie in Episoden – dem Theaterfilm.
übüFamily: übüDigital-übüFilm und übüLive | Digitale Kunstvermittlung: Theater im Internet und LiveActs
Im 25. Jahr werkraumtheater, Neustart mit dem Brand die übüFamily: Im Pandemiejahr 2020 musste das Grazer werkraumtheater studio in der Glacisstraße 61A leider schließen. Aber dieÜbüs orientierten sich nach 25 Jahren Kulturschaffen neu und wagten sich an das „Unmögliche“, denn: Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better (Samuel Beckett)
Doch jedes Ende hat auch einen Anfang. Man erfindet sich neu bzw. startet mit einem neuen Format durch, der übüFamily.
Das Grazer werkraumtheater wurde im Jahr 1995 von Franz Blauensteiner und Rezka Kanzian gegründet und belebte erfolgreich die Freie Szene abseits der Norm. Was ursprünglich als Alternative zu den konventionellen städtischen Theatern ins Leben gerufen wurde, gilt heute, 25 Jahre später, als eigene Marke und steht für ausdrucksstarke Theaterkunst, die eben nicht (nur) unterhalten will, sondern auch berühren soll.
Jedes einzelne Stück kennzeichnet eine mehr oder weniger starke, aber konstante Durchzogenheit von Tradition und Geschichte, welche uns etwa berühren mag, teils vielleicht auch unangenehm ist oder gar (un)ästhetisch wirkt. Gerade diese Reichhaltigkeit und Tiefsinnigkeit sind es, welche die Stücke und Projekte des werkraumtheaters so einzigartig machen. – Weg von der Norm und den Vorgaben, die uns die Gesellschaft ein-indoktriniert, hin zur Freiheit und Individualität und schließlich hin zur „freien Kunst“.
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