Da ist dieser Satz in meinem Kopf, der sich wie eine Skulptur herausgebildet und zurechtgestellt hat: „Es hat was mit mir gemacht.“ Das meint deutliche Abschnitte in der Stille, nicht erst durch Corona ausgelöst, sondern durch Ereignisketten zwischen 2015 und 2020. Genau diese Abschnitte in der Stille sind einerseits eine Höhle des Schreckens, andererseits Gebiete der Reflexion.
Kennen Sie dieses Bonmot? „Nicht zitieren, selber denken!“ Selber denken, das hat Immanuel Kant mit seinem „Sapere aude!“ gemeint. Auch daß es dazu Mut brauche, Entschlossenheit: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
Über den aktuellen Zustand der Politik in Österreich läßt sich vortrefflich räsonieren. Wie praktisch, wenn man sich selbst auf dem gedrechselten Balkon der Metaebene befindet und kurz vergessen darf, daß Politik vom Wechselspiel zweier Sphären handelt. Die Staatskunst (Politik & Verwaltung) ist mit dem Gemeinwesen (Zivilgesellschaft) stets in Austausch. Was sich politisch manifestiert, haben wir immer miterzeugt.
In der aktuellen Debatte rund um den jüngsten Wahlsieg der Grazer KPÖ ging stellenweise ein erstaunliches Gezänk los. Aber es ist doch erfreulich, wieviel Geschichtsbewußtsein sich allerhand politisches Personal neuerdings selbst aus dem Steiß zieht.
Ich muß annehmen, das ist eine Strategie, die Nutzen hervorbringt. Rebellische Pose. Wie gibt man sich wach, politisch bewußt, notfalls rebellisch, ohne Reibereien zu riskieren? Also das quantenphysikalisch gleitfähige, porentiefe Demokratiebewußtsein, das einem Mühen erspart und das Image schont, einen aber mit revolutionärem Duft umweht.
Wie finde ich Klarheit, um ein bestimmtes Verhalten einzustellen? Wodurch merke ich dagegen, daß ich beharren und weitermachen sollte? „Du mußt doch ein Einsehen haben!“ Das klingt etwas antiquiert. Da kommt ein anderer Satz, den ich in der jüngeren Vergangenheit mit auf den Weg bekommen hab, besser auf den Punkt: „Du wirst dich fügen!“
Haben Sie schon die Regierung kritisiert? Also man muß doch die Regierung kritisieren. Ich hab schon öfter die Regierung kritisiert. Das gehört sich so. Das machen wir so. Da riskieren wir nichts, denn diese Leute sind weit weg, weit von hier oder von da.
Kommen Sie mit mir auf eine kleine Phantasiereise mit. Ein Gedankenexeperiment. Stellen Sie sich ein Bürogebäude in Graz vor. Wir besuchen eine Landesbedienstete der Kulturabteilung. Sie leitet ein eigenes Referat, wofür sie inhaltliche Schwerpunkte setzt, über ein Budget verfügt.
(Graphik: Heinz Payer)
Diese Landesbedienstete ist aber zugleich auch politisch engagiert. (Das muß uns allen freistehen.) Sie gehört eine politischen Partei an und hat eine Funktion in einer Kultureinrichtung dieser Partei. Politik und Verwaltung sollten zwar als getrennte Instanzen gut unterscheidbar sein, aber das ist Österreich. Das geht schon…
Außerdem ist diese Landesbedienstete offizielle Repräsentantin einer kulturellen Reform- und Protestgruppe, die über Österreich hinausreicht. Ein Schuft, wer hier das Potential zu Interessenkonflikten sieht: Verwaltung, Politik und Protestbewegung in einer Person vereint, das klingt irgendwie… praktisch!
Wenn mir das Land Steiermark für ein Projekt eine Subvention zusagen würde, hätte ich einen Fördervertrag zu unterschreiben. In diesem Kontrakt wäre genau festgelegt, was ich zu liefern hab. Außerdem müßte ich den Geldfluß zu unserem Deal nachweisen. Und zwar a) per Rechnung, b) per Überweisungsauftrag und c) per Kontoauszug.
Der „Fördervertrag“: ein Deal mit hochrangigen Leuten
…dann gibt es diese Tage, wie gestern, da bekomme ich das Gefühl: Ich gebe auf! Die Seilschaften haben gewonnen. Es wirkt schon lächerlich, sich dagegenzustellen. Welche Seilschaften? In der Steiermark bestehen ganz merkwürdige Allianzen einzelner Personen, die sich einander verbunden fühlen, das aber nicht im Privaten belassen.