Dem Sekretär ist nichts zu schwär!

Wie es sich so ergibt, als die Zugangsdaten für diese Leiste in meinen Postkasten flogen, war ich gerade mit einer Glosse befaßt, die folgende Textpassage enthält: „Das ist ein wichtiger Aspekt. Im Englischen nennt man ein Denken, das über den Tellerrand hinausreicht, Out of the box. Wenn ich mich nun dem annähern möchte, was im Moment noch nicht gedacht werden kann, ist die Orientierung Out of the box sehr nützlich.“

In the box / out of the box…

Da muß man jetzt kein Orakelexperte sein, wer kontinuierlich tätig ist, erlebt dauernd Dinge, welche an diversen Stellen hier und da andocken, um beim Aufprall auf die jeweilige Schnittstelle Sinn zu ergeben. Zack! Niete. Zack! Sinn. So scheppert dauernd etwas im Content-Topf.

Es ist meine Profession über Dinge nachzudenken und dann Texte rauszuhauen. Ich mach das praktisch jeden Tag. Mit Leidenschaft. Drum wäre ich zum Beispiel für Zazen eine fulminante Fehlbesetzung. Hocken und nichts denken… Auweia!

Aber verstehen Sie mich recht, ich liebe es, mit buddhistischen Momenten in Berührung zu kommen. Ich finde diese Kultur unglaublich bewegend. Und anregend. Ich kann bloß nicht stillhalten.

Der Sekretär

In der oben erwähnten Glosse kommt auch folgende Passage vor: „Ich finde Kategorien wie Transition und Transformation faszinierend. Das Ungewisse. Wie anregend! Das chinesische ‚Buch der Wandlungen‘ wird bei uns vor allem unter dem Titel ‚I Ging‘ angeboten. Es ist aus Quellen geschöpft, deren älteste schon im dritten Jahrtausend vor Christus entstanden sein sollen.“

Ich komme darauf später noch zurück. Okay? Jetzt also: ich bin der Präsident der Krusche-Republik. Da mir meine Außenministerien abgehauen ist, mache ich die Staatsbesuche selbst. Nun eben in der Republik Übü. Dabei haben wir gleich bilaterale Abkommen ausgehandelt und allerhand Cappuccino dabei verputzt.

Als die Vereinbarungen getroffen waren, wurde eine Garnitur gut gekühltes Bier bestellt und: Hoch die Tassen! So machen wir das. Unter inspirierten Menschen geht das alles ohne protokollarische Pflichten und gebügelte Garderobe.

Ah ja, das noch: ich bin Schriftsteller, Sekretär der „Virtuellen Akademie Nitscha“, Jahrgang 1956, und gelte als schwierig. Ich halte mich für einen netten Menschen, hab dafür aber keine amtlichen Dokumente, die das untermauern würden. Das muß vorerst genügen.

– [Hart am Wind: Die Übersicht] –

Autor: Franz Blauensteiner

Kulturarbeiter - Theatermacher - übüKULTUR Hackler Vater Übü, alias Franz Blauensteiner Artdirektor und Theatermacher "Scheitern gehört zum Programm." Vom analogen Bühnenstück zum Low Budget Wild Style Movie in Episoden – dem Theaterfilm. übüFamily: übüDigital-übüFilm und übüLive | Digitale Kunstvermittlung: Theater im Internet und LiveActs Im 25. Jahr werkraumtheater, Neustart mit dem Brand die übüFamily: Im Pandemiejahr 2020 musste das Grazer werkraumtheater studio in der Glacisstraße 61A leider schließen. Aber dieÜbüs orientierten sich nach 25 Jahren Kulturschaffen neu und wagten sich an das „Unmögliche“, denn: Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better (Samuel Beckett) Doch jedes Ende hat auch einen Anfang. Man erfindet sich neu bzw. startet mit einem neuen Format durch, der übüFamily. Das Grazer werkraumtheater wurde im Jahr 1995 von Franz Blauensteiner und Rezka Kanzian gegründet und belebte erfolgreich die Freie Szene abseits der Norm. Was ursprünglich als Alternative zu den konventionellen städtischen Theatern ins Leben gerufen wurde, gilt heute, 25 Jahre später, als eigene Marke und steht für ausdrucksstarke Theaterkunst, die eben nicht (nur) unterhalten will, sondern auch berühren soll. Jedes einzelne Stück kennzeichnet eine mehr oder weniger starke, aber konstante Durchzogenheit von Tradition und Geschichte, welche uns etwa berühren mag, teils vielleicht auch unangenehm ist oder gar (un)ästhetisch wirkt. Gerade diese Reichhaltigkeit und Tiefsinnigkeit sind es, welche die Stücke und Projekte des werkraumtheaters so einzigartig machen. – Weg von der Norm und den Vorgaben, die uns die Gesellschaft ein-indoktriniert, hin zur Freiheit und Individualität und schließlich hin zur „freien Kunst“.