Wenn ich jemandem zugetan bin, werde ich öfter kleine Gesten setzen. Also zum Beispiel ein Kompliment, wenn dem Menschen etwas auffallend gut gelungen ist. Oder Worte des Trostes, wenn etwas prächtig schiefgegangen ist. Ein Gruß zum Geburtstag der Person.
Das sind private Momente. Ich kenne keinen noblen Grund, es öffentlich zu tun. Aber ich nehme zur Kenntnis, daß höfische Gebräuche sich gehalten haben und daß Menschen in öffentlichen Ämtern anderen Menschen in öffentlichen Ämtern vor Publikum Glückwünsche ausrichten. So geht Etikette. Man würdigt Rang und Hierarchie.
Das mag pflegen, wer es für unverzichtbar hält. Wenn nun der Kulturstadtrat Geburtstag hat, was auf Facebook kaum zu übersehen ist, dann hagelt es natürlich Grußbotschaften. Ich finde besonders jene so kurios, die gleich als Eigenwerbung gesetzt werden. Das heißt, man haut dem Kulturstadtrat ein Foto in dessen Timeline, auf dem er sich selbst sieht und mich an seiner Seite.
Es mag ja sein, daß jemand von Rang auf solche Formalitäten Wert legt und man in einer Position ist, die Person in dieser Art des Selbstverständnisses besser nicht zu enttäuschen. Es mag ja sein, daß manche sich in der Rolle von Lakaien wohl fühlen und die Geduld haben, auf entsprechende Gratifikationen zu warten.
Aber was bringt einen aktiven Künstler dazu, dem Kulturstadtrat auf Facebook Geburtstagswünsche zu übermitteln? Die erbärmlichste Version ist ja dieses „Nachträglich alles Gute…“ vor Publikum. Dafür könnte man sich gut in privater Post entschuldigen, wenn es wiegt. Aber solche Verbeugungen auf der Bühne, um nun seinen Kopf genau wohin zu stecken? Würdelos!
Kulturarbeiter - Theatermacher - übüKULTUR Hackler
Vater Übü, alias Franz Blauensteiner Artdirektor und Theatermacher "Scheitern gehört zum Programm."
Vom analogen Bühnenstück zum Low Budget Wild Style Movie in Episoden – dem Theaterfilm.
übüFamily: übüDigital-übüFilm und übüLive | Digitale Kunstvermittlung: Theater im Internet und LiveActs
Im 25. Jahr werkraumtheater, Neustart mit dem Brand die übüFamily: Im Pandemiejahr 2020 musste das Grazer werkraumtheater studio in der Glacisstraße 61A leider schließen. Aber dieÜbüs orientierten sich nach 25 Jahren Kulturschaffen neu und wagten sich an das „Unmögliche“, denn: Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better (Samuel Beckett)
Doch jedes Ende hat auch einen Anfang. Man erfindet sich neu bzw. startet mit einem neuen Format durch, der übüFamily.
Das Grazer werkraumtheater wurde im Jahr 1995 von Franz Blauensteiner und Rezka Kanzian gegründet und belebte erfolgreich die Freie Szene abseits der Norm. Was ursprünglich als Alternative zu den konventionellen städtischen Theatern ins Leben gerufen wurde, gilt heute, 25 Jahre später, als eigene Marke und steht für ausdrucksstarke Theaterkunst, die eben nicht (nur) unterhalten will, sondern auch berühren soll.
Jedes einzelne Stück kennzeichnet eine mehr oder weniger starke, aber konstante Durchzogenheit von Tradition und Geschichte, welche uns etwa berühren mag, teils vielleicht auch unangenehm ist oder gar (un)ästhetisch wirkt. Gerade diese Reichhaltigkeit und Tiefsinnigkeit sind es, welche die Stücke und Projekte des werkraumtheaters so einzigartig machen. – Weg von der Norm und den Vorgaben, die uns die Gesellschaft ein-indoktriniert, hin zur Freiheit und Individualität und schließlich hin zur „freien Kunst“.
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