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ALFRED JARRY

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Porträt

Frühe Jahre

Alfred Jarry Erfinder der berühmten Theaterfigur Vater Übü, entstammte einer relativ wohlhabenden bretonischen Bürgerfamilie. Nach der Schulausbildung in Saint-Brieuc, Rennes und am Lycée Henri IV in Paris, bewarb er sich mehrmals vergeblich um die Aufnahme an der École normale supérieure. Ein anschließend begonnenes Philologiestudium an der Sorbonne beendete er ebenfalls ohne Abschluss, um sich des Weiteren im Milieu der Pariser Bohème mit literarischen Produktionen aller Genres sowie literatur- und theaterkritischen Essays zu verdingen. Beispielsweise inspirierte ihn die Lektüre von H. G. Wells‘ Die Zeitmaschine zu einem Essay über den Bau einer „machine à explorer le temps“. Eigenen Aussagen zufolge wurden seine in dieser Phase entstehenden Werke darüber hinaus von der evolutionären Philosophie Henri Bergsons (seines Philosophielehrers am Lycée Henri-IV) und von den Romanen François Rabelais‘ beeinflusst

Théâtre de l’Œuvre​

Übü Trilogie, Teil 1. Ubu Roi - König Ubu
Ubu Roi

Im Juni 1896 wurde Jarry vom Intendanten Lugné-Poe zum Sekretär am Théâtre de l’Œuvre ernannt und war fortan mit Verwaltungsaufgaben, Öffentlichkeitsarbeit und Programmgestaltung betraut. Am Théâtre de l’Œuvre wurde auch bald darauf Jarrys wohl bekanntestes Werk, das grotesk-komische Drama König Ubu inszeniert, dessen Uraufführung am 10. Dezember 1896 zu einem der berühmtesten Skandale der französischen Theatergeschichte wurde. Nach Ubus initialem Ausruf „Merdre“ (eine Verballhornung aus merde = Scheiße, ins Deutsche mal als Schreiße, Schleiße, Scheitze oder Schoiße übersetzt) musste die Vorstellung aufgrund von handfesten Tumulten für mehrere Minuten unterbrochen werden. Die Kritiken in der bürgerlichen Presse waren entsprechend vernichtend und nötigten Jarry zu mehreren rechtfertigenden Stellungnahmen.

Dr.Faustroll

Markenzeichen

Jarry der Radfahrer
Jarry unterwegs

Im November 1896 erstand Jarry zum Preis von 525 Francs ein Fahrrad des Typs „Clément luxe 96“ , seinerzeit Ausdruck einer unerhörten Modernität, das fortan zu seinem Markenzeichen wurde und ihn bis zu seinem Tod begleiten sollte.

Außenseiter

Infolge der fehlenden Rezeption seiner Werke durch die literarische Öffentlichkeit führte Jarry nun zunehmend ein Außenseiterdasein am Rande des Existenzminimums. Im Bemühen, die Grenze zwischen Realität und Literatur zu verwischen, entwickelte er auffällige Schrullen und Idiosynkrasien, beispielsweise näherte er sich in Sprachduktus und Gebaren seiner Hauptfigur Ubu an und erging sich in antibürgerlichen Exzessen. So schoss er zum Beispiel während eines Gala-Diners mehrmals mit einer mit Platzpatronen geladenen Pistole auf einen ihm besonders unliebsamen Gast.

Der Vorhang fällt

Alfred Jarry starb am 1. November 1907 im Alter von 34 Jahren an einer tuberkulösen Meningitis. Der letzte von ihm überlieferte Satz soll die Bitte um einen Zahnstocher gewesen sein. Nach seinem Tod wurde Jarrys Biographie immer mehr vom Mythos des Bürgerschrecks und des von Gläubigern gejagten „poète maudit“ überlagert.


REVOLUTIONÄRE ÄSTHETIK

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Theater Konventionen

In der systematischen Durchbrechung der bestehenden Theaterkonventionen, welche die Uraufführung von König Ubu zu einem derartigen Skandalon werden ließ, manifestiert sich nicht nur Jarrys prononcierter Hang zur Provokation, sondern auch die von ihm vertretene, radikal neue Theaterästhetik, die er in verschiedenen programmatischen Texten dargelegt hat. Jarry wandte sich sowohl vom deklamierenden Sprech- oder Ideentheater klassischer Prägung, als auch von einer naturalistischen Abbildung der Realität ab und forderte stattdessen ein radikal a-mimetisches, vom Marionettentheater inspiriertes „théâtre-action“.

Figuren

Jarrys Figuren zeichnen sich durch eine ins Typenhafte gesteigerte Entpsychologisierung und Entpersonalisierung aus. Sie lassen sich meist durch einen geringen Satz an Merkmalen erschöpfend charakterisieren, ihr Handeln ist oft von Irrationalität und Akausalität geprägt, sie sind wandlungs- und lernunfähig. Dies wird äußerlich durch das Tragen von Gesichtsmasken repräsentiert, die zusammen mit einer monotonen, artifiziellen Stimmlage und einem jeweils figurentypischen Bewegungsmuster eine maximale Distanz zwischen der konkreten Persönlichkeit des Schauspielers und der zeitlosen „Persona“ der künstlerischen Figur herstellen sollen.

Dekor

Da ihm ein realistisches Bühnendekor als überflüssiger Ballast für die Einbildungskraft erschien, versuchte Jarry die traditionelle Illusionsbühne hin zu einem a-mimetischen Bühnendekor zu überwinden, das nicht nur weit entlegene Orte, sondern auch Innen- und Außenräume unmittelbar in eins setzt. Konkrete Ortsangaben sollten über Hinweisschilder gegeben werden (hierbei berief sich Jarry u. a. auf das elisabethanische Theater), Türen und Kulissen wurden teils durch Statisten ersetzt, die ihre jeweilige Funktion durch suggestive Bewegungen vermittelten.

Publikum

Das Publikum betreffend unterschied Jarry zwischen der dumpfen, künstlerisch „illiteraten“ Masse und einer kleinen Zahl an verständigen Eingeweihten, seinen eigentlichen Adressaten. Ein genuines Publikum für seine radikale Kunst müsse erst noch entstehen.

Wirkung

Nach seinem Tod gerieten Jarrys Werke außerhalb gewisser künstlerisch-elitärer Kreise weitgehend in Vergessenheit und wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg wiederentdeckt. Wirkungsgeschichtlich gehört er zu den wichtigsten Vorläufern und Bezugsgrößen des Surrealismus, des Dadaismus und vor allem des absurden Theaters. James Graham Ballard, Antonin Artaud sowie zahlreiche bedeutende Autoren aus dem Umkreis des Collège de ’Pataphysique und des Oulipo (Raymond Queneau, Boris Vian, Eugène Ionesco, Julio Cortázar etc.) zählten ihn zu ihren literarischen Vorbildern. Mit der Figur des machtgierigen, feigen, abjekten Bourgeois Père Ubu schuf er einen quasi-mythischen Anti-Helden, der Eingang in das literarische Figurenarsenal der Avantgarde und – in Form des Adjektivs ubuesque – sogar ins französische Alltagsvokabular fand.

Der französische Schriftsteller André Gide lässt in seinem 1925 erschienenen Roman Die Falschmünzer Jarry bei einer Abendgesellschaft auftreten. Er schildert den Autorenkollegen als exaltierten Künstler, der schließlich mit Platzpatronen um sich schießt.


FAUSTROLL

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Die Heldentaten und Ansichten des Doktor Faustroll

ist ein von der Lust am Irrwitz und Paradoxon geprägter neowissenschaftlicher Roman des französischen Schriftstellers und Bohemien Alfred Jarry (1873–1907), der zwischen 1898 und 1903 in verschiedenen literarischen Periodika fragmentarisch erschienen ist. Die erste Gesamtausgabe wurde erst 1911, vier Jahre nach dem frühen Tod des Autors, veröffentlicht.

Der Roman, der in der französischen Pléiade-Ausgabe gerade 96 Seiten umfasst, gliedert sich in acht Bücher mit fortlaufender Kapitelzählung. Die insgesamt 41 Textabschnitte sind dabei oftmals nicht länger als eine Seite, sind mehr Skizze oder Erzählminiatur. Das Werk schildert die abenteuerliche Reise des ’Pataphysikers Dr. Faustroll in seinem Boot As zu Wasser von Paris nach Paris in Begleitung des Gerichtsvollziehers Panmuffel, der an vielen Stellen als Erzähler oder Augenzeuge fungiert, und des Pavians Backenbuckel.

Theater Neu | Faustroll Teil1

ist der Auftakt für ein mehrteiliges pataphysisches Adventure. Einer Episodenserie von noch unbestimmbaren Ausmaß, frei nach Alfred Jarry. Es berichtet von den Erfahrungen der Übüs auf den Spuren ihres Ahnherren Alfred Jarry, alias Doktor Faustroll.


DIE PATAPHYSIK

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Alfred Jarry und die ´Pataphysik

Seit jeher wird der ´Pataphysik mit Misstrauen und Skepsis begegnet. Die Definitionen und Dogmen der `Pataphysik erscheinen als eine Mischung aus Tautologie, Gemeinplatz und Paradoxon, stehen eher singulär als durch ein System verbunden und lassen so bezweifeln, dass sich hinter all dem tatsächlich  so etwas wie eine Wissenschaft verbergen könnte.

Närrisches Spiel oder Wissenschaft?

Betrachten wir Alfred Jarrys Haltung der `Pataphysik gegenüber jedoch genauer, so erahnen wir, dass sich hinter seiner ursprünglichen Intention der Auflehnung gegen eine naturwissenschaftlich kausal bedingte Weltordnung nicht nur eine rein destruktive Revolte gegen ein deterministisches Korsett versteckt, sondern auch die Sehnsucht und Ahnung eines freieren Weltverständnisses.

Metamorphose

Dementsprechend kann man, in der Betrachtung von Jarrys Leben, auch die Metamorphose der ´Pataphysik von einer Parodie der modernen Wissenschaft zu einer existenziellen Auseinandersetzung mit sich selbst und der umgebenden Welt erkennen.

Collège de la ´Pataphysik

Das Schicksal und die Kompromisslosigkeit Jarrys faszinierten und beschäftigten die nachfolgenden Künstlergenerationen. Demgemäß wurde am 41. Todestag Jarrys in Paris auch das Collège de la ´Pataphysik gegründet, dem viele namhafte Künstler und Schriftsteller angehören. Dennoch: auch wenn der französische Surrealismus und der Dadaismus in Jarrys Ahnung einer Welt jenseits des deterministisch naturwissenschaftlichen Korsetts gründen, verharrte die ´Pataphysik selbst bis heute in erster Linie in Jarrys ursprünglicher Begriffsbestimmung als Parodie der modernen Wissenschaft.


GRUNZÜGE EINER PATAPHYSISCHEN WELTHALTUNG

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Grundzüge einer pataphysischen Welthaltung

Wenn man die ´Pataphysik wirklich ernst nehmen will, bedarf es mehr als des traditionalistischen Wiederholens von singulären Sätzen. Es gilt, sie als Teil einer Welthaltung zu entdecken und sie im Zusammenhang eines Gesamtsystems zu erfassen.

Realität ergründen

Im Zentrum steht dabei der Versuch, Realität zu mimen, um das was wir als solche erfahren zu ergründen. Rational logisches und ästhetisch logisches Vorgehen greifen hierbei ineinander und lassen künstlerische Produkte direkt neben theoretischen Auseinandersetzungen auftreten und resultieren schließlich in der Formulierung eines Weltmodells, das die bislang singulär erscheinenden Sätze der ´Pataphysik in einen größeren Zusammenhang stellen.

Selektive Weltsicht

Jede Weltsicht, jedes Weltkonzept entspricht einem ganz spezifischen Standpunkt in der Welt. Jede Weltsicht geht von ganz bestimmten Annahmen aus, was als Wesentlich zu beachten ist und was unwesentlich und somit vernachlässigbar ist. So wie jedes Für-wahr-nehmen ist auch die moderne Wissenschaft eine Ableitung der Wahrnehmung und damit selektiv.

Alles Erkennen gründet im Leiblichen

Wenn aber die moderne Wissenschaft eine Ableitung der Wahrnehmung ist, dann erscheint letzten Endes auch nicht mehr der Geist, dem „cogito ergo sum“ entsprechend, ausschließlich als das wahre und erkenntnisbegabte Wesen des Menschen, sondern der gesamte Leib. Dies wird gestützt durch die Tatsache, dass der Geist sich evolutionär aus dem Leiblichen herausentwickelt. Alles Erkennen gründet entwicklungsgeschichtlich im Leiblichen, ist eine Ableitung der Wahrnehmung.


MENSCH UND WELT

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Grenzen

 Jede Wissenschaft, jede Metaphysik und Religion gründet in der initialen Tatsache, dass das einzelne Wesen an äußere Grenzen stößt und, dass es dort auf etwas anderes trifft, das ihm, da es ja den Rand mit ihm gemeinsam hat, ähnlich und fremd zugleich ist. Der Mensch kann die Welt nur von seinem Leib aus projektiv und mimetisch ergründen.

Mimesis

Zwischen Mensch und Welt besteht so auch eine Ähnlichkeitsbeziehung. Auf dieser basiert jede Auseinandersetzung mit der Welt. Denn wie bei jedem Gespräch ist auch hier als kommunikative Grundvoraussetzung Mimesis notwendig: nämlich die Annahme der Ähnlichkeit zwischen den beteiligten Partnern. Denn ich muss mir den Andern ähnlich machen/vorstellen, damit ich annehmen kann, dass er mich versteht, und ich versuche mich dem Anderen ähnlich zu machen, um ihn verstehen/nachempfinden zu können.

Die Welt der ´Pataphysik ist dementsprechend eher Potenzial als physische Gegebenheit und erscheint mehr als Multiversum denn als Universum. Als ein Mosaik von unterschiedlichen Standpunkten, die mehr oder weniger miteinander verwandt sind. Sie sind einander ähnlich und können doch zugleich auch sehr unterschiedlich sein. Letzten Endes verbirgt sich hinter all dem die Annahme eines evolutiven, vernetzten, aufeinander bezüglichen Systems.

Poetisch kreative Paradigmen

Die Dinge stehen miteinander in Beziehung, verweisen aufeinander, stehen in einer verwandtschaftlichen Abstammungsbeziehung. In einem gegenseitigen Verweisungszusammenhang, der im Grunde durch poetisch kreative Paradigmen geleitet wird. Nach diesen Paradigmen ist der Kosmos entstanden und nach ihnen funktioniert er auch heute noch, wobei die Paradigmen selbst dabei nicht unverändert geblieben sind.

Sondern sich auf unterschiedlichen Ebenen der Entwicklung, mit jeder neuen Facette, jedem neuen Produkt das Teil des Kosmos wurde, variiert und weiterentwickelt haben. Wir alle sind durch diese Paradigmen mitbedingt und bringen als Produkte des Kosmos diesem und uns entsprechende weitere Produkte hervor, und tragen damit zur Bestätigung, Veränderung, Aktualisierung und Erhaltung von uns selbst und der Welt bei.

Der Mensch ein poetisch kreatives Wesen

Der Mensch ist im ´pataphysischen Sinne also in erster Linie ein poetisch kreatives Wesen und als solches Teil eines poetisch kreativen Kosmos. Der Mensch ist ein Wesen, das die Welt und sich selbst gestaltet. Ein Wesen, das der Imagination fähig ist und das mit deren Hilfe die Welt und sich selbst hervorbringt.

Wissenschaft des Besonderen

In diesem Sinne ist die ´Pataphysik eine Wissenschaft, die sich mit dem Besonderen auseinandersetzt. Mit den besonderen Standpunkten in der Welt. Dabei tritt sie allem, ganz gleich ob dies ein Ding, ein Lebewesen oder eine Welthaltung ist, stets mit Respekt und Achtung gegenüber. Auch wenn sich die ´Pataphysik dabei selbst als Wissenschaft jenseits der „Naturwissenschaft und der Metaphysik“ – ja jenseits der Dinge – als Beobachter präsentiert, ist auch sie nichts weiter als ein kleiner Teil im Spektrum der kreativen Produkte des Kosmos. Denn auch sie repräsentiert nur einen spezifischen Standpunkt: den ´pataphysischen.


ORIENTIERUNGS- UND HANDLUNGSKONZEPT

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Orientierungs- und Handlungs Konzept

Und exakt ein solcher spezifischer Standpunkt ist eben die Grundvoraussetzung dafür, sich selbst und die Welt überhaupt feststellen zu können. Er ist notwendig, um sich in ihr zu orientieren und damit auch handelnd tätig werden zu können. Und so kann auch die ´Pataphysik als Orientierungs- und Handlungs-Konzept im Alltag angewandt zur Realität kristallisieren. Es deutet sich sogar an, dass sie zunehmend dem gegenwärtigen Standpunkt unserer Kultur entspricht. 

Globalisierung und Medialisierung

Die Globalisierung und Medialisierung führen dazu, dass wir zunehmend mit einer Pluralität von Weltvorstellungen und virtuellen Realitäten konfrontiert werden.

Untersuchungen kognitiver Fähigkeiten von Tieren resultieren in einer Abschwächung des Tier-Mensch Gefälles und  steigendem Respekt vor anderen Lebewesen.

Setzt sich in der modernen Wissenschaft, wie beispielsweise in der Gentechnik, immer mehr ein kreatives Forschungsparadigma anstelle eines beschreibenden durch? Und fordert nicht zuletzt auch die aktuelle Häufung von Krisen der mechanistischen Weltvorstellung dazu auf sich mit alternativen Systemen und Weltvorstellungen auseinanderzusetzen?!

Multiversum

All diese rezenten Konfrontationen mit anderen Standpunkten stützen zunehmend die Vorstellung, dass nicht eine allgemeingültige, eindeutige und determinierte Welt existiert, sondern dass viele gleichwertige Standpunkte nebeneinander bestehen, die das Bild einer vieldeutigen, kreativen und wandelbaren Welt ergeben. Auch wenn uns die explizite Vorstellung noch etwas fremd anmutet, so erscheint die Welt heute dennoch schon mehr als Multiversum denn als Universum.

In diesem Sinne gilt es die „Pataphysik ernst zu nehmen, ihre Methoden zu ergründen und sie anzuwenden um Erkenntnisse in Bezug auf die Fragen nach dem Wesen, der Struktur und den Dynamiken einer pluralistischen und anarchisch strukturierten Welt zu generieren, und daraus Nutzbringendes für unser Leben und Handeln abzuleiten.


DIE PATAPHYSISCHE UNTERSUCHUNG

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Die pataphysische Untersuchung

Im Gegensatz zur naturwissenschaftlichen Weltsicht liegt der ´pataphysischen also die Vorstellung zugrunde, dass die Welt nicht mechanistisch determiniert und damit eindeutig ist, sondern dass sie vieldeutig ist, und von Imagination, Phantasie und Ästhetik geprägt wird.

Der `Pataphysiker

Dementsprechend gilt es den ´Pataphysiker im doppelten Sinne als Artisten zu begreifen. Als einen der kreativ tätig ist. Jemanden der einen Drahtseilakt vollbringt, und dabei bisweilen auch abzustürzen droht. Ja, manchmal erscheint er uns dabei auch als Clown. Mensch, der in all seiner Naivität seine plumpen Schuhe für federleichte hält und immer wieder auf die Nase fällt. Er selbst scheint darüber aber nicht sonderlich betrübt, denn das Scheitern entspricht ebenso seiner Natur wie der Erfolg.

Trial and Error

Mit der Welt  spielen. Mitspielen und sie auf den Kopf stellen. Die Begriffe, Kategorien, Sichtweisen und Erwartungen, die Welt und sich selbst öffnen, um mit ihr in Zwiesprache treten zu können.Wie der Artist in seiner Exponiertheit nicht lebensmüde ist, sondern ganz im Gegenteil die Welt auskostet. So gilt es den Mut aufzubringen, die Welt mit zu erschaffen.

Don Quichotte

Und wie Don Quichote zu vergessen, dass Realität stets auch Illusion ist. Ist doch die Illusion, sowie das Spiel, immer auch eine uns potentiell verschlingende Realität.

Anspruch auf Erkenntnis

Der Anspruch auf Erkenntnis liegt im ´pataphysischen Sinne also nicht in erster Linie darin, die Welt durch ein singuläres System zu beschreiben, um damit eine einzige Wahrheit zu entdecken. Die wahre ´pataphysische Erkenntnis bestehet schlicht und einfach darin innerhalb dieser Welt kreativ tätig zu sein.

Vielseitige Natur der Dinge

Es geht darum, imaginäre Lösungen aus dem Potentiellen heraus sichtbar zu machen. Sie durch uns zu erfüllen. Und dadurch  bei zu tragen die „wahre“, vieldeutige Natur der Dinge sichtbar zu machen. Das Wesentliche zeigt sich schlicht indem man tätig ist. Denn der Mensch ist, so wie der gesamte Kosmos, ein schöpferisches Wesen.

Paradigmen der Welt

Ein poetisches Wesen, das im Grunde nicht unbedingt von Naturgesetzen oder von Göttern geprägt ist. Nein, sondern ebenso von den Gesetzen des Gestaltens und der Ästhetik. In diesem Sinne widmet sich der ´Pataphysiker in seinen Untersuchungen den poetisch kreativen Paradigmen der Welt. In Theorie und Praxis gilt es die Muster darzustellen, nach denen unser Kosmos strukturiert ist, nach denen er funktioniert und entstanden ist.

`Pataphysische Studien sind multimedial

Der pataphysischen Welthaltung entsprechend sind Studien dabei nicht rational-logisch formulierbar, sondern ästhetisch-logisch. Dies äußert sich unter anderem auch darin, dass Kunst und Wissenschaft als potentielle Instrumente der ´Pataphysik nicht mehr als zwei voneinander getrennte Bereiche auftreten, sondern im Sinne kreativer Äußerungen des Menschen miteinander vereint. ´Pataphysische Studien sind dementsprechend multimedial.


Die Übü – Family als Institut für `Pataphysik

Es gilt die Vielfalt der Welt und nicht ihre Einfalt zu entdecken.

Aufgabe ist die Untersuchung imaginärer und potentieller Wirklichkeiten um die Diversität und Exzentrizität der Welt sichtbarer werden zu lassen.

Demgemäß wünscht das werkraumtheater als Institut für ´Pataphysik ein Ort sein, an dem die bunte Vielfalt der Welt und des Menschen sichtbar wird. Ein Ort an dem die Illusion eine Realität und die Realität eine Illusion sein kann.