Die letzte Fuhre und das Szenario konnte nicht gegensätzlicher zur aktuellen Gemütsverfassung der Übü-Family sein. Die Sonne strahlt in den Iden des September 2020 mit aller herbstlicher Kraft vom Grazer Himmel. Es ziehen wehe Schatten durch Übü-Gemüt und den verlotterten Innenhof am Grazer Glacis. Dereinst die künstlerische und langjährige Heimat des werkraumtheater. Genau – Gleich rechts von Glacisstraße 61 durch das Tor und in besagten Hof hinein. Im ersten Stock rechts. Nun ja, überhaupt ein morbides Gemäuer, nicht nur olfaktorisch betrachtet. Mit enormen Einsatz hat die Übü-Family in den vergangenen Monaten das Studio für die Übergabe vorbereitet und jetzt ist es soweit.
Nachstehende Artmann-Variation und vorige Gedankensplitter waben Giorgio APP bei der letzten Fuhre durch den Kopf. Er parkt das Übü-Mobil abfahrbereit im Hof und reicht Vater Übü das Fahrtenbuch. Spürbar ist dessen verständliche Spannung und schwer zu deuten, was wirklich hinter seiner Miene und seinem großen Herzen pulst. Jedenfalls merklich dankbar, dass Giorgio ihn an diesem Tag zu dieser Stunde in „sein nun ehemaliges Studio“ begleitet und chauffiert. Gerade mal zwei Leitern sind noch zu transportieren und das letzte Schild als Hinweis auf das vergangene werkraumtheater Graz zu entfernen. Dann ist es vollbracht: die Verwandlung. Mutter Übü übergibt ja am Freitag die Schlüssel und einen Raum, der ungleich reiner und sorgsamer saniert ist als bei der Übernahme vor 12 Jahren. Davor und jetzt hierfür floss viel Energie seitens Freunde, Wegbegleiter und der Übü-Family selbst. An dieser Stelle ein großes herzliches Dankeschön!!!
„Voda Übü! Reiss es ausse dei heaz dei bluidix und haus owi aufs dreggade pflosta in hof zum fuadan an de growla, de schmoizxön!“
Nun, die beiden Leitern „irgendwie ein pars pro toto für Auf- und Abstieg„, denkt Giorgio sind bedächtig aus dem ersten Stock geholt. Giorgio läßt Vater Übü natürlich oben allein. Verständlich: der letzte Akt, der letzte Streich, der final curtain brauchen seine berechtige Zeit und Zuwendung. Abschließen, nicht nur mit dem Schlüssel für dieses Schloss. Das Langgut wird auf den Dachträger des Übü-Mobiles gezurrt und vorschriftsgemäß hinten mit roter Flagge gesichert. Auch hier bieten sich kulturpolitische Metaphern an. Der Eintrag in das Fahrtenbuch, einvernehmliche Stille, stummer Abschied. Der Zündschlüssel dreht sich und langsam rollt der letzte Transport aus diesem Hof nahe dem Stadtpark und der Oper aus der schmalen Einfahrt auf die Glacis hinaus. Es bleiben dort 12 Jahre Kunst und Kultur in Graz zurück. Wohl dokumentiert auf der virtuellen Verortung> uebue.at
Giorgio lenkt das Übü-Mobil Richtung Übü-Aussenstelle Ragnitz. Dort wartet auf Vater Übü ein tröstlicher Kaffee, Butterbrot und die erste gemeinsame Session mit Giorgio APP für den geplanten Hobo-Corner – Vater Übü wunderbar an der Blues-Harp und Giorgio APP die Gitarre würgend. Stimmung und Gefühl des heutigen Gedenk-Vormittages fließen in unseren Blues, befreien, machen uns merklich froher…“reiss es ausse dei heaz, dei bluidix – die letzte Fuhre – the final curtain am Glacis – oh yeah!“