Muß ich mich zu Afghanistan äußern? Muß ich mich ömpören? Also zumindest: da ich ein Künstler bin, Teil des öffentlichen geistigen Leben des Landes. Nein. Ich muß mich zu gar nichts äußern. Es würde völlig genügen, wenn ich mir dieses oder jenes Thema aussuchte, um es mit Mitteln der Kunst zu bearbeiten.
Weshalb? Weil man in der Kunst nichts müssen muß. Das, genau das, meint im Kern die Idee von einer „Freiheit der Kunst“. Gut, ich habe mich dennoch zu Afghanistan geäußert. Genauer: ich hab mich über Reaktionen meiner Leute zu den Vorgängen in Afghanistan geäußert. Aber das ist kein künstlerischer Akt.
Ich äußere mich als politisch anwesender Bürger, der dafür seine Zugänge zur medial generierten Öffentlichkeit nutzt. Das entspricht – ganz nebenbei – meiner Auffassung davon, was ein Intellektueller ist und tut. Er denkt konsequent über Belange nach und bringt sich – ganz ohne von jemandem dazu gerufen worden zu sein – in die öffentlichen Diskurse ein.
Das ist aber eine andere Rolle als etwa meine künstlerische, die ich zum Beispiel als Lyriker lebe und dabei praktisch nie mit Gedichten auf tagesaktuelle Ereignisse reagiere.
Ich mißtraue jenen Leuten, die empörte Äußerungen und soziale Interventionen rundheraus zur Kunstpraxis erklären. Mir mißfällt das häufige Beuyseln, womit auf ziemlich schlampige Art ein „erweiterter Kunstbegriff“ behauptet wird und plötzlich alles, was zum Engagement für das Gemeinwesen nötig ist, unter die Flagge der Kunst gestellt wird.
Weshalb mich das stört? Weil so Begriff und Metier ganz beliebig okkupiert werden, was inzwischen ja unübersehbar kulturpolitische Defizite fördert. Dazu will ich keine Unmutsäußerungen hören, sondern Argumente. Ich hab an Gesudere kein Interesse. (Bezüglich Afghanistan siehe: „Die sollen kämpfen!“)
Kulturarbeiter - Theatermacher - übüKULTUR Hackler
Vater Übü, alias Franz Blauensteiner Artdirektor und Theatermacher "Scheitern gehört zum Programm."
Vom analogen Bühnenstück zum Low Budget Wild Style Movie in Episoden – dem Theaterfilm.
übüFamily: übüDigital-übüFilm und übüLive | Digitale Kunstvermittlung: Theater im Internet und LiveActs
Im 25. Jahr werkraumtheater, Neustart mit dem Brand die übüFamily: Im Pandemiejahr 2020 musste das Grazer werkraumtheater studio in der Glacisstraße 61A leider schließen. Aber dieÜbüs orientierten sich nach 25 Jahren Kulturschaffen neu und wagten sich an das „Unmögliche“, denn: Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better (Samuel Beckett)
Doch jedes Ende hat auch einen Anfang. Man erfindet sich neu bzw. startet mit einem neuen Format durch, der übüFamily.
Das Grazer werkraumtheater wurde im Jahr 1995 von Franz Blauensteiner und Rezka Kanzian gegründet und belebte erfolgreich die Freie Szene abseits der Norm. Was ursprünglich als Alternative zu den konventionellen städtischen Theatern ins Leben gerufen wurde, gilt heute, 25 Jahre später, als eigene Marke und steht für ausdrucksstarke Theaterkunst, die eben nicht (nur) unterhalten will, sondern auch berühren soll.
Jedes einzelne Stück kennzeichnet eine mehr oder weniger starke, aber konstante Durchzogenheit von Tradition und Geschichte, welche uns etwa berühren mag, teils vielleicht auch unangenehm ist oder gar (un)ästhetisch wirkt. Gerade diese Reichhaltigkeit und Tiefsinnigkeit sind es, welche die Stücke und Projekte des werkraumtheaters so einzigartig machen. – Weg von der Norm und den Vorgaben, die uns die Gesellschaft ein-indoktriniert, hin zur Freiheit und Individualität und schließlich hin zur „freien Kunst“.
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