Die Sehnsucht nach der Heimat.
Zweisprachige Theatervorstellung im Grazer werkraum theater von Rezka Kanzian und Franz Blauensteiner.
Im werkraum theater wurde am Samstag das erste professionelle zweisprachige Theaterstück »heim-weh-dom-o-to-ž-je« in Graz uraufgeführt.
Das Stück haben Franz Blauensteiner und Rezka Kanzian geschrieben und auch inszeniert. Für Licht, Musik und Visuals zeichnet Nina Ortner, der Fotograf ist Karl Peter Prem. Barbara Predin war verantwortlich für die Kostüme und die Produktionsorganisation übernahm Martina Wapper-Schulze.
Im Programmheft wird angeführt, dass die globale Finanz- und Wirtschaftskrise Existenzängste, Identitätskrisen und Heimatverlustgefühle evoziert.
Das werkraum theater ist schon seit 18Jahren in Graz beheimatet, fühlt sich aber noch immer nicht heimisch. Blauensteiner wurde zwar in der österreichischen Steiermark geboren, aber seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Wien;
bevor er nach Graz kam, lebte er in verschiedenen Städten in Deutschland.
Rezka Kanzian ist gebürtige Kärntner Slowenin, sie lebt aber nun schon seit einem Viertel Jahrhundert in Graz. Ist sie somit eine österreichisch-steirische Slowenin?
»Sowohl die undurchschaubare Welt der virtuellen Bilder, der Bits und Bytes, der Zahlen im Allgemeinen als auch die Unverbindlichkeit und Kälte der großen Netzwerke, und die damit einhergehende altbewährte Hegemonie des Großen über das Kleine, im steten Verbund mit dem moralischen Werteverfall«,
alles entpuppt sich in der Vorstellung intellektuell-eloquent, aber immer wieder gibt es Momente unterhaltsamer Ironien, Sarkasmen und Zynismen.
Franz Blauensteiner ist zu Beginn des Stückes ein alter Mann, Waki, hinter ihm an der Wand verflechten sich historische Aufnahmen aus dem 1.Weltkrieg, genauer gesagt von der Isonzo-Front, sein Kopf ist voll von schrecklichen Bildern.
Kanzian ist zu Beginn eine junge Frau Shite, hungrig und durstig, sie muss ihren Körper anpreisen und verkaufen.
In der Vorstellung vollgespickt mit Songs, wird sie älter, er jünger; sie treffen aufeinander, kämpfen miteinander, sie protestieren, suchen das Glück, die Geborgenheit, die Heimat.
Und dabei sprechen sie viele bittere Wahrheiten der heutigen Welt aus.
Boris Jaušovec, Tageszeitung Večer Maribor, 29.10.2013